Am Sonntag wählt Niederösterreich einen neuen Landtag. Einige Eckdaten zu einem Bundesland, das im Wahlkontext in mehrerlei Hinsicht interessant ist.
Da ist zunächst die Zahl der Wahlberechtigten: Niederösterreich ist in dieser Kategorie das - mit Abstand - größte Bundesland und hat bei Nationalratswahlen Wien 1999 überholt.

Zur Veranschaulichung: ÖVP und FPÖ erhielten 2017 die meisten absoluten Stimmen aus Niederösterreich, für die SPÖ war das Bundesland die zweitwichtigste Stimmenquelle hinter Wien. Das galt übrigens auch für NEOS und die Liste Pilz.
Bei Landtagswahlen ist die Zahl der Wahlberechtigten noch höher, was am Wahlrecht für Personen mit Nebenwohnsitz(en) im Bundesland liegt.

Das gab es früher automatisch, 2018 muss man nun einen entsprechenden Bezug zum Zweitwohnsitz nachweisen (in einem nicht unumstrittenen Verfahren), was zu einem leichten Knick in der Kurve führt. Am 28.1. sind nun 1.386.343 Personen wahlberechtigt.
Konstanz ist ein weiteres Charakteristikum: Niederösterreich gehört zu den vier Bundesländern (neben Tirol, Vorarlberg und Wien), in denen seit 1945 die Mehrheit stets bei der gleichen Partei lag.

Was im Großen stimmt, gilt umso mehr im Kleinen: In 468 der 573 Gemeinden hat sich bei den vergangenen vier Landtagswahlen die Mehrheitspartei nie geändert.
Das bringt uns zur Dominanz, in Niederösterreich synonym mit der ÖVP: 2013 erzielte die Partei in 538 der 573 Gemeinden die (relative) Mehrheit, ein Höchstwert gegenüber früheren Wahlen (zumindest bis 1988 zurück, ältere Daten sind nicht greifbar).

Mit 50,8 Prozent hielt sie auch die absolute Mehrheit landesweit - im Bundesländervergleich mittlerweile ein Unikum. Die (nach dem jeweils letzten Landtagswahlergebnis) zweitstärksten Landesparteien sind die SPÖ Burgenland und die ÖVP Vorarlberg, die 2015/2014 auf "nur" rund 42 Prozent kamen.
2008 "gewann" die ÖVP zwar weniger Gemeinden, erreichte aber mit gut 54 Prozent beinahe ihre historischen Höchststände von 1945 und 1983. Die Talfahrt der SPÖ war da bereits in vollem Gang, nur 2013 lag sie schlechter. Zuvor war sie stets über 30, bis 1983 sogar über 40 Prozent gelegen.
2003 konnten ÖVP und SPÖ vom Absturz der FPÖ profitieren, die - quer durch Österreich - stark an Stimmen verlor, quasi geviertelt wurde und den Sprung in den Landtag gerade noch schaffte.

Die ÖVP gewann in diesem Jahr die Absolute zurück, die sie 1988 (in Prozent) verloren hatte.
Nur fünf Jahre zuvor hatte die FPÖ - bundesweit damals noch unter Jörg Haider - mit rund 16 Prozent ihr bestes Niederöstereich-Ergebnis erzielt. In diesem Jahr gab es mit Bad Deutsch-Altenburg sogar eine FPÖ-Mehrheitsgemeinde.

Dennoch ist Niederösterreich kein leichtes Pflaster für die FPÖ, Ende der 1990er lag sie in den meisten Bundesländern besser. Die Grünen schafften in diesem Jahr erstmals den Einzug in den Landtag, im Österreichvergleich nicht gerade früh, aber auch nicht extrem spät.
Auf Gemeindeebene ist die Spannbreite der Ergebnisse sehr groß: Sie reichte 1998 bei der ÖVP von rund 9 Prozent in Golling an der Erlauf bis rund 86 Prozent in Röhrenbach.
Auch in den Folgejahren blieb das Spektrum der Ergebnisse breit, wobei die meisten Gemeinden durchaus dem grundsätzlichen Trend folgten.

In welche Richtung die Linien in Zukunft verlaufen, wird sich am Sonntag zeigen.
Quellen und andere Ressourcen

wahldatenbank.at
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