Aktuelle Landtagswahlen
2015 gewann die SPÖ die Wahl knapp vor ÖVP und FPÖ. Grüne und KPÖ zogen ebenfalls in den Landtag ein. NEOS, Team Stronach und Piratenpartei bildeten vor vier Jahren die „Sonstigen“.
„Gewann“ ist freilich relativ, fielen doch sowohl SPÖ als auch ÖVP auf ihren jeweiligen Tiefststand im Bundesland. Die FPÖ feierte hingegen ihr bestes Steiermark-Ergebnis und mit plus 16 Prozentpunkten auch den bis dahin höchsten Zugewinn auf Landes- oder Bundesebene.
Zweimal wechselte bisher bereits die Mehrheit bei steirischen Landtagswahlen - was bis auf Kärnten (Stichwort FPÖ/BZÖ) einzigartig ist. Die ÖVP erreichte freilich 1953 trotz zweitem Platz ein Mandat mehr als die SPÖ und stellte weiterhin den Landeshauptmann.
Eine weitere steirische Facette: Die KPÖ ist seit 2005 wieder im Landtag vertreten. Vergleicht man ihre Ergebnisse mit denen anderer Landtagswahlen in Österreich, wird diese Sonderstellung deutlich.
Anders etwa bei der ÖVP: Im Bundesländer-Ranking lag sie mit dem Ergebnis der Landtagswahl 2015 prozentuell gesehen nur mehr auf Platz sieben.
Die Grünen haben ähnlich Luft nach oben, bei SPÖ und FPÖ nimmt die Steiermark im Bundesländervergleich Platz vier und drei ein.
Die Prozentwerte werden der Bedeutung des Bundeslandes aber nicht gerecht, geht es doch um viele Stimmen. Wieder am Beispiel ÖVP: Die Steiermark war in absoluten Stimmen zuletzt immer noch ihr drittgrößtes Bundesland. Das gilt übrigens auch für die Nationalratswahl 2019.
Das bringt uns zu den Wahlberechtigten: Mit etwas weniger als einer Million stimmberechtigten BürgerInnen ist die Steiermark zwar das kleinste der großen vier Bundesländer, aber der Abstand zu den restlichen Regionen ist groß.
Die Tendenz ist aber leicht fallend. 2019 ist das zweite Mal in Folge, dass die Zahl der Wahlberechtigten zurückgeht.
Insgesamt sind dieses Jahr 955.795 Personen wahlberechtigt, ein Minus von 8.870 gegenüber 2015.
Sehr viele Wahlberechtigte leben in Graz, genauer gesagt derzeit 193.543 Personen. Das sind 20 Prozent der gesamten Wahlbevölkerung.
Damit ist Graz mehr als zehn Mal so groß wie Leoben (2019 mit 18.086 Wahlberechtigten auf Platz zwei), eine so große Kluft findet man in keinem anderen Bundesland.
Weitere 32 Gemeinden haben mehr als 5.000 Wahlberechtigte. Kapfenberg, Bruck an der Mur, Feldbach und Gratwein-Straßengel knacken noch die Fünfstelligkeit.
Der größte Teil der Gemeinden hat weniger als 5.000, aber nur 30 Gemeinden unterschreiten 1.000 Wahlberechtigte - nicht zuletzt eine Folge der Gemeindefusionen 2015.

Im Durchschnitt sind Gemeinden in der Steiermark mit rund 1.900 Wahlberechtigten auch um gut 400 Menschen größer als in Österreich gesamt (Median, Stand NRW 2019).
Die 287 Gemeinden sind auf zwölf Bezirke aufgeteilt, dazu kommt Graz. Im Osten und Süden ist die Dichte höher als im Westen und Norden.
Die Fläche auf der Landkarte ist einmal mehr nicht gleichbedeutend mit der Größe der Gemeinden. Wie gesagt, Graz ist groß.
Für Landtagswahlen werden die Bezirke zu vier Wahlkreisen zusammengefasst.

Das ist relevant, da es in der Steiermark keine Mindestprozenthürde gibt. Wer in den Landtag will, muss in einem dieser Wahlkreise ein Grundmandat schaffen. Dazu kommen wir noch.
Graz und Umgebung ist dabei der größte Wahlkreis und doppelt so groß wie die Weststeiermark.
Für die Größe des Bundeslandes hat sich gegenüber 2015 nur wenig an der Zahl der Wahlberechtigten geändert, die Obersteiermark ist am stärksten geschrumpft.

Mit der Maus können in der Grafik einzelne Gemeinden direkt verglichen werden.
Die Wahlbeteiligung war 2015 mit 67,9 Prozent eher mäßig, besonders gering war sie im Wahlkreis Graz und Umgebung.
Zurück zum Grundmandat: Das erhält jede Partei, die im Wahlkreis die Wahlzahl schafft: Zahl aller gültigen Stimmen dividiert durch die Zahl der Mandate plus eins (aufgerundet). Damit muss eine Partei rund sechs und rund elf Prozent erreichen.
Der abschließende Blick auf die Wahlkreisergebnisse 2015 zeigt zwei Dinge: Erstens gibt es große Unterschiede zwischen den Regionen, zwei gewann die SPÖ, je eine ÖVP und FPÖ.

Zweitens haben Grüne und KPÖ den Einzug nur dank des Grundmandats im Wahlkreis Graz und Umgebung geschafft, in allen anderen waren sie (weit) davon entfernt.
Quellen und Tools:
Land Steiermark
wahldatenbank.at
D3.js
gooey effect (visual cinnamon)
d3 interpolate path
graphscroll.js
QGIS